By the Way

Astrotreff-Deep-Sky

Astrotreff-Niederrhein

Mondphase

Genuss(spechteln)


Datum: 17-18.7.10
Uhrzeit: 23-3 Uhr
Ort: Sonsbecker Berg
Geräte: 12 Zoll F5
Wetter: Anfangs noch aufgehellter Himmel, ab 0:30 Uhr Milchstraße mit Teilung zu sehen gute Transparents, gutes Seeing
SQM: 20.70

Hallo !

schon eine Woche zuvor hatte der Sonsbecker Berg wieder einmal zum Sterne gucken eingeladen, und da man das gute Wetter nach dem bitteren Winter zu schätzen weiß, fand auch an diesem Abend wieder eine kleine Führung durch die Sternbilder des Sommers. Zur weiteren Verstärkung kam neben meiner Freundin Verena, nun noch ihre beste Freundin Yvonne mit, die gleichfalls den Himmel etwas näher kennen lernen wollte. Etwas später stießen dann noch Andreas und Ulrich hinzu. Somit war die Truppe für diese Nacht vollständig.

Sternbild: Perseus (Per)
Objektname: NGC 884 und NGC 869 (H und Chi)
Objekttyp: Offener Sternhaufen (OH)
Größe: NGC 884= 18x18' ; NGC 869= 18x18' (Bogenminuten)
Helligkeit: NGC 884= 6.1m ; NGC 869= 5,3m (Magnitude)
Flächenhelligkeit: NGC 884= 12,1m ; NGC 869= 11,3m
Entfernung: NGC 884= 2345 pc ; NGC 869= 2079 pc

Vor einer Woche hatte ich zuletzt die beiden Haufen "H und Chi" im Richfield beobachtet. Im direkten Vergleich zeigte sich wieder einmal wofür so ein Teleskop mit wenig Brennweite gut ist. Im 12 Zoll wurde man von Sternen überrannt, konnte im Gegenzug aber nur einen der beiden Sternhaufen beobachten und nicht die beiden Haufen im Ganzen betrachten. Für mich liegt dort das Fernglas oder Weitfeldteleskop klar in Führung. Von der Sterndichte im Allgemeinen ist NGC 884 dichter besiedelt, NGC 869 ist etwas offener und nicht so kompakt mit Sternen besetzt.

Sternbild: Andromeda (And)
Objektname: M 31 + M 32/110 (Andromedagalaxie und Begleiter)
Objekttyp: Galaxie
Größe: M 31= 61,7x189,1' ; M 32= 6,5x8,5' ; M 110= 11,5x19,5'
Helligkeit: M 31= 3,5m ; M 32= 8,1m ; M 110= 7,9m
Flächenhelligkeit: M 31= 13,4m ; M 32= 12,2m ; M 110= 13,5m
Entfernung: M 31= 0,70 mpc ; M 32= 0,70 mpc ; 0,70 mpc

Die Andromeda Galaxie, lange fälischerweise als Nebel bezeichnet, wurde ein dankbares Objekt. Dennoch behielt die Galaxie ihr volles Potential für sich, da noch nicht in optimaler Höhe. Zu Beobachten war der helle Kern sowie die seitlichen Ausläufer. Von Staubbändern oder anderen Strukturen kann an diesen Abend nicht berichtet werden. Einen tollen Anblick stand trotztdem nichts im Weg. Die Begleitgalaxie M 32 konnte zusammen mit M31 im Okular mit 33mm Brennweite gehalten werden, und war wie immer hell, rund und unauffällig. Der andere Nachbar M110, gab mit seinem diffusen Erscheinunsbild, eine tolle Vorstellung. Etwas mehr Feld und alle Drei finden ihren Platz in einem Gesichtsfeld, wobei die Größe nach Fernglas oder Weitfeldteleskop schreit.

Sternbild: Herkules (Her)
Objektname: M 13
Objekttyp: Kugelsternhaufen (KS)
Größe: 20x20' (Bogenminuten)
Helligkeit:5,8m (Magnitude)
Flächenhelligkeit: 12,0m
Entfernung: 7,70 kpc

Der Kugelsternhaufen M 13 im Sternbild Herkules wurde eines der Highlights an diesen Abend. Tausende Sterne wurden bei über 250 facher Vergrößerung sichtbar. Der Kugelsternhaufen konnte bis in den Kern hinein aufgelöst werden, der Anblick ließ nicht nur meine Augen funkeln. Aus den Mündern meiner Begleitungen töhnte ein "BOA". Dem ist nichts weiteres hinzuzufügen.

Sternbild : Herkules (Her)
Objektname: NGC 6207
Objekttyp: Galaxie (Glx)
Größe: 1,2x3,0' (Bogenminuten)
Helligkeit: 11,4m (Magnitude)
Flächenhelligkeit: 12,5m
Entfernung: 17,4 mpc

Nur wenige Bogenminuten von M13 entfernt, findet man eine kleine, aber doch sehr auffälige Galaxie, die in ihrer Erscheinungsform leicht länglich wirkt und einen helleren Kern hat. Sogar mit dem ausgefahrenen Speers Zoom, bei 250 fach, war die Galaxie noch gut auszumachen, auch wenn die Ansicht unter dieser Vergößerung stark litt, hier ist weniger mehr.

Sternbild : Leier (Lyr)
Objektname: M56
Objekttyp: Kugelsternhaufen (KS)
Größe: 8,8x8,8' (Bogenminuten)
Helligkeit: 8,4m (Magnitude)
Flächenhelligkeit: 12,9m
Entfernung: 10,10 kpc

Im direkten Vergleich konnte M 56 herhalten. Nun war ein Kugelsternhaufen zu beobachten, der vielleicht nicht so spektakulär wie ein M13 wirkt, jedoch seinen Scharm durch seine Zurückhaltung aufrecht erhält. Wesentlich schwächer und kleiner, aber im Kern ebenso sehr kompakt, nur die Ausdehnung des KS ist eher maginal. Mit mehr als 250 facher Vergrößerung konnte man die äußeren Bereiche sehr gut auflösen, im Kern tat sich nicht sehr viel.

Sternbild : Leier (Lyr)
Objektname: M 57 (Ringnebel)
Objekttyp: Planetarischer Nebel (PN))
Größe: 2,4x3,0' (Bogenminuten)
Helligkeit: 8,8m (Magnitude)
Flächenhelligkeit: 10,7m
Entfernung: 0,33 kpc

Wenn man schon von Genuss(spechteln) spricht, dann darf ein Ringnebel nicht fehlen. Das Seeing war an diesem Abend nicht schlecht, und so konnte ich ebenfalls mit meinem Speers Zoom bei 6mm Brennweite den Nebel beobachten. Die Zitronenform war dabei schon mit wesentlich weniger Vergrößerung gut auszumachen, aber die Feinheiten im Nebel wurden erst so richtig mit der höheren Vergrößerung. Viele feine Nebelfilamente erstreckte sich in das innere und fernab des Nebelrings. Der Detailreichtum eines scheinbar so einfach gestrickten Objektes ist nicht zu verachten, der Ringnebel bleibt einer meiner Favoriten des Sommers !

Sternbild : Fuchs (Vul)
Objektname: M27 (Hantelnebel)
Objekttyp: Planetarischer Nebel (PN)
Größe: 6,7x6,7' (Bogenminuten)
Helligkeit: 7,0m (Magnitude)
Flächenhelligkeit: 10,9m
Entfernung: 0,32 kpc

Besonders der Sommer lockt mit vielen Nebeln, die einen O-III Filter zum Schatz in seinem Koffer werden lässt. Mit dem Hantelnebel kam mein erstes Objekt, dass ich mit einem O-III Filter beobachtete. Mit 20mm BW und dem O-III von TS sah man sehr gut die Hantelform und die weit zu den Seiten weglaufenden Ohren. Mit 13mm BW war der Nebel auch noch gut zu beobachten, war aber mehr eine Vergößerung für Details im Nebel. Meine Beobachtung beschränkte ich mit den Okularen 20mm BW und 33mm BW plus O-III. Insbesondere im Okular mit 33mm BW stand der Nebel in seiner vollen Pracht im Raum und fesselten einen über viele Minuten. Für tiefere Einblicke in den Nebel nehme ich mir mal eine andere Nacht vor, wollte ich den Mädels auch noch etwas mehr vom Himmel zeigen und nicht nur selber gucken.

Sternbild : Schwan (Cyg)
Objektname: NGC 6960 ; NGC 6992/5 ; NGC 6979 (Cirruskomplex)
Objekttyp: Supernovaüberrest
Größe: NGC 6960= 6,0x70,0' ; NGC 6992/5= 8,0x60,0' ; NGC 6979= / (Bogenminuten)
Helligkeit: / (Magnitude)
Flächenhelligkeit: /
Entfernung: /

Auf Platz 1 der Beobachtungen dieses Abend steht der Cirrusnebel. Neben der Knochenhand und dem Feuervogel konnte ich an diesem Abend zum ersten Mal Pickering's Triangle beobachten. Ich hatte zuvor den Feuevogel im Gesichtfeld und beobachtete mit Genuss seinen Detailreichtum, als mir unterhalb etwas anderes nebeliges auffiel. Ein kurzer Schwenk und das ganze Ausmaß von Pickering's Triangle erschloss sich mir. Zur Bestätigung holte ich mir noch Ulrich ran, der den Nebel an diesen Abend ebenfalls zum ersten Mal visuell zu Gesicht bekam. Pickering's Triangle zeigte sich mir als ein Nebel, der sich in einzelne Bruchstücke splitterte, davon war ein Teil sehr groß, und mit am Besten zu beobachten, zudem sehr gut im Gesichtsfeld des 20mm Okular untergebracht. Mehr Details blieben mir aber verwehrt. Die Knochenhand durft selbstverständlich auch nicht fehlen. Es machte riesigen Spaß mit O-III und 20mm BW den Nebel abzufahren und seine feinen Nebelfilamente zu beobachten. Zurecht findet dieser Nebelkomplex einen Platz in meiner Hall of Fame.

Mit dieser Liste endete meine Tour an diesen Abend. Die Mädels waren zwischenzeitlich im Auto und wärmten sich auf, gegen Ende schienen sie auch froh wieder ins Warme zu kommen. Die Nacht wurde in Punkto Temperaturen unterschätz, da heißt es Augen zu und durch. Von den Objekten hoffte ich den beiden etwas zeigten zu können, dass ihnen das Herz für die Astronomie öffnet.

Viele Grüße und Clear Sky
Markus


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